Die eine ziert ein Aluminiumblech, die andere ein Blümchenmotiv: zwei Bibelausgaben, eine für Männer, eine für Frauen, sind dieses Jahr für den Preis »Goldener Zaunpfahl – Negativpreis für absurdes Gendermarketing« nominiert. Unter anderem neben einem Barbie-Experimentierkasten, der Mädchen Physik anhand drehender Schuhregale und Waschmaschinen näherbringen soll, und einer Bohrmaschine zum Kuscheln für Väter und ihre Neugeborenen.
Erschienen sind die zwei Bibeln bereits im März 2017 im SCM R. Brockhaus Verlag, Witten.
Männer- und Frauenbibel
Beiden Ausgaben liegt die »Neues Leben«-Übersetzung zugrunde, die vor allem in freikirchlichen Kreisen im Einsatz ist. Laut Deutscher Bibelgesellschaft eine »gut lesbare, im Großen und Ganzen zuverlässige Übersetzung«, die aber zu »Vereinfachungen und zur Emphase« neige. Neben dem Bibeltext enthalten die beiden Bücher noch zusätzliche Artikel. Die Männer-Bibel greift dabei Themen wie »Die Bibel im Berufsalltag«, »Heimwerken«, »Erfolgreich scheitern« oder »Bibel und Politik« auf, zudem sind Grilltipps enthalten. Die Frauen-Bibel will mit Themen wie »Schönheit« oder »Die Beziehung zu mir selbst« und »Mit Geld richtig umgehen« punkten.
Mütter mit Rosa-Gen
Frauen saßen in der Kirche mal auf der linken Seite und die Männer rechts, also auf der »richtigen« Seite. Diese früher übliche Sitzordnung und Trennung der Geschlechter sei längst überwunden, glaubten die Veranstalter des Preises und sahen in dem rückwärtsgewandten Geschlechterverständnis einen Grund für eine Nominierung.
«Coole Piraten und süße Prinzessinnen, gutgelaunte Mütter mit Rosa-Gen und toughe Männer am Gasgrill… Die Rollenbilder des Gendermarketings sind in ihrer Klischeehaftigkeit fern jeder Realität, und trotzdem wirken sie, weil Wieder- und Wiederholung zur Gewöhnung führ«, sagt Almut Schnerring, Journalistin und Mit-Initiatorin des Preises.
»Der Goldene Zaunpfahl« wolle einen Dialog anregen über Vielfalt und Identität, über Zugehörigkeit und Normierung. Er wolle die Rollenvorgaben und Wirkmechanismen von Werbung und Produktdesign offenlegen und die Marketingbranche mit ihrem jährlichen Gesamtumsatz von 30 Milliarden Euro an ihre gesellschaftliche Verantwortung erinnern, heisst es in einer Mitteilung der Veranstalter.
Wink mit dem Zaunpfahl
Der Negativpreis für absurde Auswüchse des Gendermarketings wurde im März 2017 zum ersten Mal verliehen. Ins Leben gerufen wurde er von Anke Domscheit Berg, Publizistin und Politikerin sowie den Journalisten Almut Schnerring und Sascha Verlan. Der Wink mit dem goldenen Zaunpfahl richtet sich an Unternehmen und ihre Marketingabteilungen und will sie zu intelligenteren und innovativeren Strategien zur Vermarktung ihrer Produkte anstiften. Preisträger im vergangenen Jahr war ein Buchverlag, der Leselernbücher für Mädchen in Pink, mit Handrührgerät auf dem Buchcover und Pferde- und Prinzessinnengeschichten, und für Jungen in Blau mit Außerirdischen- und Piratengeschichten veröffentlichte.